Das Veredeln von Obstbäumen fasziniert mich schon eine ganze Weile. Im vorletzten Winter war ich dann bei einem Veredelungskurs, wo uns theoretisch wie praktisch die Kopulation vermittelt wurde. Leider war ich nicht besonders gelehrig bzw. motorisch nicht geschickt genug, so dass meine häuslichen Versuche mit einer Kirsche erfolglos waren. Von den bei dem Kurs vom Fachmann veredelten Bäumchen ist allerdings auch nur eines von vier und auch das nur sehr zögerlich angewachsen.
Ebenfalls vor zwei Jahren, haben wir begonnen, Apfelsämlinge zu ziehen, von denen einige sogar noch leben. Bekanntermaßen sind Sämlinge nicht sortenecht und die Wahrscheinlichkeit, einen schmackhaften Speiseapfel zu erhalten, ist verschwindend gering. Würde mann die Sämlinge auswachsen lassen, um zu sehen, was für Obst sie tragen, müsste man etwa ein Jahrzehnt warten und bräuchte viel viel Platz. Diese Zeit lässt sich verkürzen, indem man die Sämlinge auf einen schon Frucht tragenden Baum veredelt. Zwar sind meine Sämlinge noch nicht so weit, dass ich Material von ihnen gewinnen könnte, aber nächstes, spätestens übernächstes Jahr ist es soweit und bis dahin möchte ich eine einigermaßen zuverlässige Veredelungstechnik beherrschen.
Der Vorteil der Chip-Veredelung ist, dass ich sie auch jetzt im Frühsommer anwenden kann. Wie die Technik im Grundsatz funktioniert, sieht man gut auf der verlinkten Grafik.
Zunächst zu den nötigen Materialien. Man benötigt ein scharfes Messer, am besten einseitig geschliffen. Ich habe ein Okuliermesser verwendet, zur Not ginge aber wohl auch ein scharfes Küchenmesser. Man benötigt eine Unterlage, ich habe einen vielleicht 10 Jahre alten Roten Boskop genommen. Dann ein Auge mit Blatt von dem Baum, den man aufpfropfen möchte, dafür habe ich Grünen Boskop verwendet, ein geeignetes Auge zu finden war garnicht so leicht und ich bin auch nicht überzeugt, dass mein Material an dieser Stelle optimal ist. Zum Fixieren des Chips benötigt man einen Verband. Dafür habe ich ein spezielles Gummiband genommen, dass sich unter Sonneneinstrahlung langsam auflöst und deshalb nicht einschnürt. Im Sommer soll eine weitere Wundversorgung nicht nötig sein, daher habe ich auf den Einsatz von Baumwachs verzichtet.
Zunächst habe ich mir einen nicht zu dicken Zweig an der Unterlage gesucht und versucht, einen passenden Chip mit Auge auszuschneiden. Was beim Üben mit Weidenzweigen recht gut funktioniert hat, war bei einem fast waagerechten, noch am Baum befindlichen Zweig deutlich schwieriger. Meine ersten Versuche führten daher nur zu einer Verwundung des Baumes, wobei auch ich (scharfes Messer!) bluten musste.
Ich habe wohl mit zuviel Kraft geschnitten, jedenfalls habe ich über die untere Kerbe einfach hinausgeschnitten und einmal gleich weiter in den Finger...
An einem neuen Zweig und mit mehr Vorsicht und angezogenen Handschuhen hat es dann eindlich geklappt. Der Chip vom Grünen Boskop passte ziemlich gut, oben musste ich ihn natürlich auf die Länge des herausgeschnittenen Chips einkürzen. Er sitzt nicht Perfekt, aber das Kambium hat an vielen Stellen Kontakt. Unsicher bin ich mir allerdings, ob es richtig war, ein Blättchen dranzulassen. Das vorläufige Endergebnis sieht jedenfalls so aus.
Negative Prognose nach einer Woche
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Das muß ich nochmal ausführlicher lesen. Habe so einen Kurs vor vielen vielen Jahren auch mal besucht. Wir haben noch einen Apfelbaum, von dem ich gern ein Edelreis genommen und ihn vermehrt hätte.Aber das ging meinem Gedächtnis nach nur im Dezember? Mal schauen ...
AntwortenLöschenAlles Liebe nochmal
Sara