Donnerstag, 23. Juni 2011

Treebog / Tree bog = Grundwasserverseuchung != Permakultur

Die so genannten Treebogs sind Komposttoiletten, die nicht geleert werden. Stattdessen werden rundherum Weiden oder andere viel Stickstoff absorbierende Gewächse gepflanzt. Diese sollen die im Kot und Urin enthaltenen Nährstoffe, insbesondere den Stickstoff, aufnehmen und so Biomasse produzieren und gleichzeitig ein Auswaschen der Stoffe ins Grundwasser verhindern. Das Modell wird im Internet gerne als besonders ökologisch dargestellt, da Wasser eingespart wird und Stoffkreisläufe lokal geschlossen werden. Diese Aussage ist aber nur haltbar, wenn die Pflanzen tatsächlich in der Lage sind, derartig viele Nährstoffe umzusetzen.

Das dies nicht der Fall ist, lässt sich mit einem kleinen Rechenbeispiel gut zeigen. Ich will dabei nur auf den Stickstoffgehalt eingehen. Ein Mensch "produziert" im Jahr ca. 500 Liter Urin und ca. 50 Liter Kot. Im Urin sind ca. 4 kg, im Kot ca. 0,5 kg Stickstoff enthalten. Im Kurzumtrieb (also bei regelmäßiger Ernte, wie empfohlen) enthält die Trockenmasse Weidenholz ca. 0,41 % Stickstoff. Der Trockenmasseertrag pro Hektar liegt im Schnitt bei 9 Tonnen. Unsere Weiden haben eine optimale Wasserversorgung und reichlich Nährstoffe. Sie haben keine Wurzelkonkurrenz (wegen der Nährstoffkonzentration an einer Stelle ist das Gegenteil richtig) und insgesamt optimale Bedingungen. Deswegen rechnen wir mal mit einem völlig utopischen Hektarertrag von 27 Tonnen. Der Treebog samt zweireihiger Weidenanpflanzung beansprucht bei großzügiger Ausführung 50 Quadratmeter. Pro Jahr entnehmen wir also 135 kg Trockenmasse Weidenholz und damit ca. 0,55 kg Stickstoff.

Leider versorgen sich die Weiden auch bei bester Durchwurzelung unter dem Abort auch aus der Umgebung. Selbst wenn man durch einen Sickerschutz (Teichfolie o.ä), der mit einem unverhältnismäßigen Aufwand verbunden wäre, die Nährstoffe in den 50 qm halten könnte, würde der Stickstoffentzug nur den Stickstoffeintrag aus dem Kot einer Person kompensieren. Tatsächlich dürfte der Holzertrag aber um mindestens die Hälfte geringer ausfallen. Außerdem nehmen die Bäume im Winter kaum Nährstoffe auf, so dass in dieser Zeit die Fäkalien ungehindert versickern können, oder sich bei Frost sammeln und bei Tauwetter versickern. Die Einstreu mit Stroh oder Holzspänen würde bei der Kompostierung einen gewissen Teil des Stickstoffes binden, aber wohl nicht in ausreichenden Mengen.

Fazit: Ein Treebog ist eine Gefahr für das Grundwasser. Die Kapazität genügt bei reichlicher Einstreu und separater Urinentsorgung für maximal eine Person bei nicht regelmäßiger Nutzung oder Nutzung nur im Sommer. Die Nutzung für Großveranstaltungen, Zeltlager, Wanderhütten etc., wie sie beworben wird, ist eine gigantische Umweltsünde und verseucht das Grundwasser mit großen Mengen Stickstoff. Für einen Schrebergarten mag die Anlage ausreichen, nimmt dort aber wieder zu viel Platz ein.

Eure Kritik: Vielleicht habe ich mich ja auch verrechnet und die Sache ist total sinnvoll. Die Zahlen habe ich im Internet gefunden oder plausibel geschätzt. Dabei habe ich immer einen reichlichen Puffer zu Gunsten des Treebog eingerechnet. Kleinere Fehler in den Ausgangsdaten dürften damit ausgeglichen sein. Falls ihr einen Fehler findet, lasst es mich doch bitte wissen. Ich habe nichts gegen Komposttoiletten, lasse mich also gerne eines Besseren belehren.


4 Kommentare:

  1. Sicher wird Deine Berechnung richtig sein..aber im Gegenzug könnte man auch berechnen..wieviel Irrsinn es ist die ganzen Fäkalien mit dem Trinkwasser in die Kanalisation zu spülen. Ich denke im großen Stil ist der Mensch ohnehin nicht tragbar und wird alles verseuchen *lach..ein kleines Kompostklo im Garten sollte aber biologisch doch sinnvoll sein...jedenfalls kenne ich es noch von früher, als mein Opa nicht extra ins Haus wollte unnd sich mit Zigarette und Zeitung bewaffnet auf den Weg zum "Donnerbalken" begab *lach..ja ein Sch..thema aber sicher müssen wir das Rad nicht neu erfinden.

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  2. Die "Donnerbalken führten aber nicht umsonst häufig in die Güllegrube. Wenn man den Donnerbalken gelegentlich versetzt auch kein Problem, wenn man ihn nur mal benutzt.

    Das WC ist auch ein Problem, die Komposttoilette ist im Grundsatz meiner Meinung nach besser (habe keine Komposttoilette). Das Problem beim Treebog ist die Nährstoffkonzentration an einer Stelle.

    Würde man die Fäkalien einer Peson gleichmäßig über ca. 1000 Quadratmeter verteilen, wäre es kein Problem mit Überdüngung oder Grundwasser, sofern man die Fläche gleichzeitig nutzt. Das charmante an der Treebog Lösung ist, dass man den gebundenen Stickstoff beim Verbrennen des geernteten Holzes wieder an die Luft abgibt. Schade, dass es rechnerisch nicht hinhaut.

    Blöderweise hat kaum ein Haushalt einen Garten von 1000 qm/Person... Selbst bei völligem Verzicht auf Kunstdünger würden die meisten Gärten mit Kompostwirtschaft überdüngt, da auch die zugekauften Küchenabfälle mit kompostiert werden. Komposttoiletten verstärken den Effekt drastisch. Nachhaltige Wirtschaft gibt es also wie immer nur bei nahezu geschlossenem Stoffkreislauf und ausreichender Fläche.

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  3. Um die Bilanz deiner Komposttoilette fürs Grundwasser zu verbessern, empfehle ich dir auf alle Produkte die mit Verseuchung des Grundwassers mit Stickstoff in Verbindung stehen, zu verzichten, als da wären. Fische aus Fischzucht, Konventionell gedüngte Ackerprodukte, Fleisch etc. Erst dann macht deine Rechnung Sinn. Denn auch mit Rechnungen ist es wie mit den Systemen, es macht einen Unterschied welche Faktoren du noch mit einbeziehst (offenes Vs. geschlossenes System) und da es um Grundwasser geht, ist es ein wenig unrealistisch, nur auf die Komposttoiletten als Faktoren von Verseuchung zu schauen. Es gibt genug Möglichkeiten das zu kompensieren.

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    1. Hallo David,

      sicher ist es nicht verkehrt den eigenen Konsum umweltfreundlich zu gestalten. Düngermengen in der Landwirtschaft und Stickstoff in der Fischzucht unterliegne meines Wissens aber durchaus gewissen Grenzwerten, die das Problem zwar nicht beseitigen aber jedenfalls abmildern.
      Dass man sich in einigen Lebensbereichen nicht vorbildlich verhält, berechtigt aber nicht zu der Annahme, erst dann in anderen Bereichen den Kopf einzuschalten, wenn man dort zuerst was gemacht hat.

      Gülle in der Landwirtschaft wird vielleicht auch zuviel verwendet, sie wird aber flächig ausgebracht. Lässt ein Landwirt sein Güllefass einfach in eine Bodenmulde sickern, kriegt er großen Ärger, wenn er erwischt wird. Einen ähnlichen Effekt hat eine Komposttoilette, die permanent an der gleichen Stelle steht. Würde man die gleiche Menge Scheiße gleichmäßig verteilen, wäre es kein Problem, an einer Stelle konzentriert, kann der Boden sie aber nicht verarbeiten und sie wird ausgewaschen.

      Insofern sind Komposttoiletten (auch wegen ihrer geringen Verbreitung) sicherlich nicht Hauptursache von Nitratbelastungen im Grundwasser, sie lassen sich aber auch nicht durch anderweitig ordentliches Verhalten kompensieren, weil das Grundwasser an der Stelle unter der Toilette trotzdem belastet wird.

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