Bisher hatten wir drei Astscheren. Eine "normale" und zwei Amboßscheren, davon eine mit Teleskopgriffen. Es sind alles billige Scheren von Aldi oder der unteren Baumarktpreisklasse. Damit ließ sich auch arbeiten, aber ab einer gewissen Dicke, bei Totholz und wenn normalstarke Frauen damit arbeiten war eben Schluss. Bei frischem Holz quetschen die Amboßscheren außerdem ziemlich stark. Die Firma
Garten-XXL hat mir nun eine
Getriebeastschere der schwedischen Marke Fiskars (Amazon-Affiliate-Link) zur Verfügung gestellt, die sich mit 69,90 € + Versand allerdings auch gleich in einer anderen Preisklasse bewegt. Für jemanden, der nur mal ein paar Ziersträucher mit geringer Aststärke zurückschneiden will, ist das zu teuer, wenn man nicht immer das Beste haben muss.
Ich will hier aber der Frage nachgehen, wie es im Bereich 4-5 cm Astdurchmesser bei Totholz aussieht. Dafür muss man normalerweise schon zur Säge greifen, denn die Herstellerangaben zum maximalen Durchmesser, den die Schere schaffen soll, beziehen sich in der Regel ganz offensichtlich eher auf frisches Weichholz und nicht auf trockenes Totholz.
Mit einer Schere, die den angesprochenen Durchmesser wirklich schafft, kann man zum Beispiel verwilderte Hecken kürzen, ohne zur Motorsäge greifen zu müssen. Auch beim Zerlegen von gefällten Bäumen ist sowas sehr praktisch, denn alles was nicht abgeschnitten wird hat dann Brennholzstärke.
Zunächstmal das Feld der Testteilnehmer:
Ganz oben die neue
Fiskars-Getriebeastschere (Amazon Affiliate-Link).
Die Zweite von oben ist vom Discounter oder Baumarkt, vielleicht weiß ja jemand Genaueres. (UPDATE 14.07.2013: Ein Kommentator hat die Schere als Aldi-Modell identifiziert.)
Die dunkelgrüne Amboßschere hat Teleskopstangen. Sie stammt von Aldi. Beim ersten dickeren Ast sind die Arme im ausgefahrenen Zustand verbogen, da das Stangenmaterial einfach nicht stabil genug ist. Außerdem ist die Spitue bei einem Sturz abgebrochen. Qualitätsurteil: Schrott, kann man sich allenfalls schenken lassen.
Die Astschere mit den gelben Griffen ist wieder eine Amboßschere aus dem unteren Preissegment, deren Herkunft uns nicht mehr bekannt ist. Sie ist relativ schwergängig.
Amboßscheren haben den Nachteil, dass sie besonders bei frischem Holz stark quetschen. Dafür sollen sie etwas robuster und besser für Totholz geeignet sein. Getriebeastscheren haben einen weiteren Öffnungswinkel und eine bessere Kraftübertragung (bzw. geringere Übersetzung), brauchen aber mehr Platz beim Schneiden.
Als Testobjekt musste ein toter Erlenast mit ca. 4 cm Durchmesser herhalten.
Den Anfang durfte die Aldi-Teleskopastschere maschen. Wie schon erwähnt ist das Ding ziemlicher Schrott und ich habe auch schonmal eine davon total verbogen. Ohne ausgefahrene Teleskopstangen kam ich nicht durch den Ast, mit ausgefahrenen Stangen ging es aber auch nur ein paar Milimeter weiter. Hätte ich noch stärker gedrückt, wären nur die Hebelarme noch weiter verbogen oder sogar abgeknickt.

Wie man sieht, ist der Ast allenfalls halb durch. Da hilft auch die Amboßtechnik nichts. Wofür brauche ich bitte Teleskoparme, wenn die Schere dann trotzdem nur Zweige bis 3 cm Durchmesser schafft? Einziger Vorteil ist die Arbeitshöhe der Schere. Man kann kleine Zweige z.B. vom Fenster aus abschneiden und hat eine höhere Reichweite als mit normalen Scheren. Selbst bei dem Totholz hat die Amboßseite noch ziemlich stark gequetscht. Wer eine Amboßschere für den Obstbaumschnitt benutzt, verletzt den Baum unnötig stark.
Es geht durcheinander weiter. Die Amboßschere mit den gelben Griffen ist an der Reihe:
Die Schere ist wesentlich weniger zerbrechlich als die Erste, selbst mit höchstem Kraftaufwand kommt man aber nicht viel weiter durch. Man muss aufpassen, dass man nicht mit viel Kraft verkantet, sonst kann man die Schere bei solchen Aktionen sicherlich auch zerstören.
Die Grüne Astschere habe ich bisher am liebsten benutzt, weil sie tatsächlich nicht so doll quetscht und ich den Eindruck hatte, dass sie recht gut schneidet und nicht ganz so schwergängig ist, wie die Gelbe. Frischen Kirschlorbeer von vielleicht 3-4 cm Dicke habe ich damit neulich auch mit einigem Kraftaufwand durchbekommen.
Beim Totholz versagt sie allerdings fast ganauso, wie die ersten beiden Kandidaten. Vielleicht hat sie etwas mehr als die Hälfte geschafft, aber dann war auch Schluss.
Nun also zum Höhepunkt des Test das teure Markenprodukt. Laut der Produktbeschreibung soll die Getriebeastschere einen Durchmesser von 5 cm schaffen. 4 cm Totholz sollten da eigentlich kein Problem sein.
Sind sie auch nicht! Mit vergleichsweise moderatem Kraftaufwand ist der Ast in einem Rutsch durch. Damit kann auch eine normalstarke Frau mal einen etwas dickeren Ast abschneiden. Man sieht, dass die Hebelarme fast 170° auseinandergehen. Auch den Maximaldurchmesser von 5 cm schafft die Schere mit ähnlicher Leichtigkeit beim Erlentotholz. Fehlt nur noch der Maximalbelastungstest. Das Aspruchsvollste Stück, das ich finden konnte war ein lebend abgesägter und seit einigen Jahren getrockneter Walnussastmit ca. 5,2 cm Durchmesser. mehr passt auch nicht zwischen die Schere.
Die Schere hat auch diesen Test ohne Beschädigung überstanden. Allerdings war dieser Schnitt schon ein Kraftakt. In Brusthöhe ging es nicht richtig, mit dem Ast auf dem Boden hat man mehr Kraft auf den Hebelarmen. Nun war das ja aber auch der Härtetest.
Fazit: Für den hier getesteten Durchmesser von 4 cm Totholz sind die billigen Astscheren definitiv ungeeignet, während die Fiskars Getriebeastschere bei relativ geringem Kraftaufwand problemlos damit klar kommt. Interessant wäre vielleicht nochmal der Vergleich mit einer billigeren Getriebeastschere (falls es wirklich billige Getriebeastscheren gibt).
Am schlechtesten schneidet die grüne Aldi Teleskopamboßastschere (ab). Sie hat eigentlich nur Schrottwert und ist von solche schlechter Qualität, dass man selbst in einem kleinen Garten nicht lange Freude daran haben wird.
Die gelbe Amboßastschere schneidet etwa genauso schlecht, ist aber insgesamt stabiler verarbeitet, dafür allerdings auch recht schwer und schwergängig.
Die grüne Astschere (vermutlich Aldi) ist für einen normalen Garten ausreichend und man arbeitet etwas platzsparender als mit der Getriebeastschere damit. Leider, leider weiß ich weder Modell noch Preis, hochpreisig war sie aber glaube ich nicht.
Der Testsieger in der Leistung ist wie erwartet die Fiskars 80 cm Getriebeastschere, die selbst bei richtig hartem Totholz noch alles schneidet, was ihr ins Maul passt. Mit frischem Holz sollte man damit nie Probleme bekommen. Im Vergleich zu den anderen Scheren muss man auch bei geringerem Astdurchmesser weniger Kraft aufwenden (mit dicken Efeuranken getestet). Die Langzeiterfahrung steht natürlich noch aus, die Verarbeitung und die überwiegend positiven Berichte im Internet lassen aber auf viel Freude mit dem Gerät hoffen. Einziger Wermutstropfen ist der mit 70 € + Versand recht hohe Preis. Im Baumarkt kostet die Schere übrigens ca. 80 € (entspricht ungefähr der UVP des Herstellers).