Sonntag, 15. März 2015

Verzinkter oder unverzinkter Draht als Wühlmausschutz?

Wer einen Obstbaum pflanzt kommt in den allermeisten Gegenden nicht um einen Schutz der Wurzel vor Wühlmausfraß herum.

Wir verwenden dafür seit Jahren verzinktes Sechseckgeflecht. Vorher haben wir kunststoffummantelten Draht verwendet.

Ein Leser hat mich nun um Rat gebeten, welcher Draht sich am besten eignet.

Neben dem verzinkten und dem unverzinkten Drahtgeflecht gibt es im Prinzip auch unbehandelten Draht. Verzinkung und Kunststoffummantelung sollen den Draht länger haltbar machen.

Verzinkt:
Wir verwenden vielleicht seit gut 5 Jahren verzinkten Kaninchendraht als Wühlmausschutz. Bislang habe ich keine Schäden dadurch erkennen können. Bedenken gegen verzinktes Drahtgeflecht bestehen wegen der Verzinkung und der möglichen Einschnürung der Wurzeln durch nicht abgebautes Drahtgeflecht.

Zu Einschnürungen kann ich nicht viel sagen, da ich bisher keinen abgestorbenen Baum ausbuddeln musste, bei dem das ein Problem gewesen wäre. Optimal wäre ein Geflecht, dass in den ersten ca. 5 Jahren nach Pflanzung keine Wühlmäuse an die Hauptwurzeln lässt, dabei aber die Wurzeln nicht behindert. Einen derartigen Schutz gibt es aber nicht. Die Geschwindigkeit, in der ein Drahtgeflecht, ob verzinkt oder nicht, abgebaut wird, hängt von etlichen Faktoren ab. Das sind zum Beispiel die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, die Niederschlagsmengen und der PH-Wert des Bodens. In unserem relativ feuchten Marschboden würde unbehandeltes Geflecht keine 2 Jahre Schutz bieten. Der BUND-Lemgo schreibt dazu: "Bei großen Wühlmausproblemen kann feuerverzinkter Kaninchendraht eingesetzt werden, dieser sollte aber eine Drahtstärke von 0,7 mm nicht übersteigen." Auch dort wird das handelsübliche Sechseckgeflecht also auch in der verzinkten Form für anwendbar gehalten. Bei geringem Befallsdruck mag auch ein unverzinkter Draht reichen, der nach dortiger Erfahrung 2-3 Jahre hält.

Wichtig ist, dass das Drahtgeflecht jedenfalls nach unten nicht doppelt liegt, da es sonst die Wurzeln deutlich stärker hemmen würde. Dort wo bisher ernste Probleme mit dem Draht dokumentiert wurden, wurde meiner Einschätzung nach entweder doppelt gelegt, oder es wurde sehr engmaschiger und gegebenenfalls auch zu dicker Gitterdraht verwendet.

Zink kann bei Pflanzen zu Blattschädigungen führen und die Pflanze damit schwächen. Mir ist allerdings bisher nicht aufgefallen, dass neu gepflanzte Gehölze schlechter wachsen oder geschädigte Blätter haben. Selbst wenn es zu derartigen Schäden kommen sollte, wiegen sie meines Erachtens keinesfalls so schwer, wie ein Wühlmausschaden in der Jugend.

Plastikummantelt:
Ob man dem Boden nun Plastik oder Zink zuführt, beides ist sicherlich eine kleine Umweltschädigung. Wir haben vor dem verzinkten Draht den plastikummantelten verwendet und ich kann darüber nichts Negatives sagen. Der Draht ist nach einigen Jahren mürbe und lässt sich mit der Hand zerreißen. Dir Wurzeln sollten insofern auch keine größeren Schwierigkeiten haben. Wenn man bedenkt, dass Wurzeln selbst Mauersteine sprengen können, darf man ihnen sicherlich etwas mehr Robustheit zugestehen. Nicht jede kleine Beschädigung ist gleich ein Drama und an den aus dem Gitter gewachsenen jungen Wurzeln werden sich die Wühlmäuse auch gelegentlich laben, nur ist das dann keine Frage von Leben und Tod mehr.

Unverzinkt:
Auf trockenen, sandigen Böden hält vermutlich auch inverzinkter Draht lange genug, um einen wirksamen Schutz gegen Wühlmäuse zu bieten. Der Draht ist allerdings momentan kaum im Handel erhältlich, weil für die meisten Verwendungszwecke die Witterungsbeständigkeit durch eine Ummantelung oder Verzinkung von Vorteil ist.

Zwergobst oder Hochstamm:
Die Wahl des Wurzelschutzes hängt auch vom Wurzelverhalten des Gehölzes ab. Ein zwergwüchsiger Apfel für den Handtuchgarten hat ein ebenso begrenztes Wurzelwerk und ist auch nach mehr als 5 Jahren noch durch Wühlmausfraß gefährdet.
Demgegenüber hat ein kräftiger Hochstamm auf Sämlingsunterlage viel mehr Wurzelmasse und schnell dicke Hauptwurzeln, die den Wühlmäusen nicht mehr schmecken. Nach einigen Jahren ist er aus dem Gröbsten raus und benötigt keinen Wurzelschutz mehr, sondern wird durch dessen Reste allenfalls im Wachstum behindert.
Ich würde bei freier Auswahl daher für kleinwüchsiges Obst immer einen beständigeren Draht verwenden, während es bei einem schnell groß werdenden Baum in den meisten Fällen auch ein unverzinkter Draht tun dürfte, solange der Befallsdruck nicht sehr hoch ist. Ist ein Garten allerdings flächendeckend mit Gängen durchzogen und die Wühlmäuse finden wenig andere Nahrung, vergreifen sie sich auch noch an etwas dickeren Wurzeln. Es bleibt also eine Einzelfallabwägung.

Bitte an meine Leser:
Ich habe hier meine überschaubaren Erfahrungne und Einschätzungen geschildert. Um dem Leser, der den Anstoß zu diesem Artikel gegeben hat zu helfen, bitte ich um eure Erfahrungen und Einschätzungen. Der Leser möchte im Herbst eine Streuobstwiese mit ca. 40 Hochstämmen anlegen.

6 Kommentare:

  1. Darüber haben wir uns noch nie Gedanken gemacht. Bei unseren Obstbäumen in unseren diversen Gärten ging auch immer alles gut. Im jetzigen Garten vermutete ich Wühlmäuse, aber ich glaube, das sind eher die Drosseln und andere Vögel, die kräftig herumscharren.
    Doch bei einer Anlage in dieser Dimension ist es sicher sinnvoll, sich im Vorfeld schon Gedanken zu machen.

    Liebe Grüße
    Sara

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  2. Sehr informativer Bericht. Wir stellen Fallen sobald wir feststellen, dass sich eine Wühlmaus in der Nähe von unseren Bäumen niederlässt.
    Ich habe diesen Link noch gefunden: http://www.garden-shopping.de/shop/artikel_1148.html
    Hört sich gut an-aber ob das wirklich verrottet eher rostet .
    Liebe Grüße
    Claudia

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  3. Hi, falls es noch nicht zu spät ist - oder für andere...
    Ich habe auch "ewig" preisgünstig gesucht - aber dann bin ich hier fündig geworden:
    https://www.grube.de/plantagard-rollenware-aus-unverzinktem-sechseckgeflecht-73-953-variation.html

    Einfach rund 1m abscheiden und einen Korb falten und entweder mit Draht zubinden oder eine spezielle Zange mit Metalldingern benutzen.

    Wie lange der hält? Das kann ich aktuell noch nicht sagen, da erst ~1,5 Jahre im Boden - aber bisher leben trotz vieler Wühlmäuse noch alle Bäume.

    Gruß
    Heiko

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  4. Hallo Thiemo,
    es gibt bei uns auf der Internetseite des Lüneburger Streuobstwiesen e.V. ein Themanheft Wühlmausschutz, was Deinen Bericht gut ergänzt.
    Gruß
    Olaf

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  5. Feiner Internetauftritt vom Lüneburger Streuobstwiesen e.V. !

    VG aus dem Vogtland
    Steffen

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  6. Interessanter Artikel zum Thema Zinkeintrag: https://lvwo.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Zinkeintrag+durch+Stahlpfaehle?LISTPAGE=670162

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