Dienstag, 5. November 2013
Rezension: Handbuch Obstsorten - 300 Obstsorten in Wort und Bild (Gerhard Friedrich/Herbert Petzold)
Handbuch Obstsorten. 300 Obstsorten in Wort und Bild. Gerhard Friedrich, Herbert Petzold. 2008. 624 S., 300 Aquarelle von Ernst Halwaß, geb. ISBN 978-3-8001-4853-0. € 19,90
Der Ulmer Verlag war so freundlich, mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.
Das Handbuch Obstsorten ist mit seinen über 600 Seiten gerade noch handlich zu nennen und bietet entsprechend viel Inhalt. Auffällig ist, dass es bei ungefähr gleicher Sortenzahl etwa doppelt so viele Seiten wie der Farbatlas Alte Obstsorten aus dem selben Verlag hat. Das liegt an der aufwendigeren grafischen Darstellung.
Nach einer kurzen Einleitung und leider keiner Erläuterung der Merkmalsnomenklatur der Früchte, folgt der Hauptteil des Buches - der Sortenteil. Die Obstartenkapitel sind dabei durch farbliche Kennzeichnung am Vorderschnitt gut kenntlich gemacht, was es einem erleichtert, gleich zur richtigen Obstart zu springen. Beschrieben sind in dieser Reihenfolge 74 Apfel-, 56 Birnen-, 6 Quitten-, 56 Steinobst-, 18 Nuss- und 56 Beerenobstsorten, 28 Sorten und Arten seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst und 7 Sorten Tafeltrauben. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es also wirklich 300 Sorten.
Jede Sortenbeschreibung nimmt eine Doppelseite ein. Links befindet sich immer die Beschreibung und auf der rechten Seite eine hervorragende Aquarellgrafik von Ernst Halwaß.
Je nach Obstart ist die Beschreibung etwas unterschiedlich aufgebaut, auffällig ist insbesondere ein anderes Layout beim Steinobst. Unabhängig davon sind aber alle wesentlichen Merkmale und Informationen vorhanden. Die Beschreibung der Äpfel gliedert sich z.B. in die unterschiedlichen Namen der Sorte, die Herkunft, Fruchtbeschreibung, Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge, Ernte, Lager, Verwendung, Baumbeschreibung, Blüte, Unterlagen, Widerstansfähigkeit, Standort, Anbaueignung, Mutanten und Verwechslersorten. Einzelne Punkte können dabei auch mal fehlen, wenn es nichts zu schreiben gibt. Als Besonderheit sind in dem Buch auch 4 moderne "Re-Sorten" aus der "Pillnitzer Züchtung" des Institus für Obstforschung in Dresden-Pillnitz beschrieben, die mit einem kleinen Stammbaum versehen sind.
Die beschriebenen Fruchtmerkmale lassen sich auf den Abbildungen gut nachvollziehen.
Das Sortenspektrum ist sehr bunt gemischt, berücksichtigt neben einigen alten Sorten aber doch in erster Linie die für den kommerziellen Anbau bevorzugten Sorten, darunter auch viele moderne.
Die Aquarelle sind künstlerisch sehr ansprechend und bilden die Fruchtmerkmale gut ab. Der Vorteil einer derartigen Darstellung ist, dass alle Merkmale idealisiert darstellen kann, während auf Fotos einzelne Merkmale meist nicht so gut ausgeprägt sind. Es gibt halt weder Durchschnittsmenschen, noch Durchschnittsfrüchte. Der Nachteil ist aber, dass zumindest mir als Laie die Übersetzung in die Wirklichkeit schwerer fällt, als bei einem Foto. Leider ist bei den Äpfeln und Birnen nur die Frucht und ein Schnitt abgebildet. Bei den anderen Obstarten sind zumeist zusätzlich noch die Blätter, ein Zweig, die Blüte und bei Steinobst der Stein mit abgebildet. Dies ist auch bei den Quitten der Fall, so dass auch eine diesbezügliche Trennung in Kernobst und Rest nicht erkennbar ist. Ich vermute, dass es wie bei den unterschiedlichen Beschreibungsgliederungen an den unterschiedlichen Autoren der Buchteile liegt. Ein einheitliches Erscheinungsbild wäre für den Leser vielleicht angenehmer. Blätter, Zweig und Blüte können auch bei Äpfeln und Birnen wichtige Merkmale sein, insofern ist das Fehlen dieser Abbildungen schade.
Auch wenn das Buch nicht ausdrücklich als Bestimmungsbuch daherkommt, eignet es sich trotz der kleineren Einschränkungen wegen der hervorragenden Grafiken und der vollstänigen Beschreibungen gut dafür. Eine kurze Einführung in die Beschreibungssystematik, wie sie im Farbatlas Alte Obstsorten zu finden ist, würde einen hohen Mehrwert für die Leser bedeuten, die sich erstmals mit der Thematik beschäftigen. Das wäre auf wenigen Seiten möglich.
Fazit: Das bisher beste Sorten(bestimmungs)buch. Schade, dass "nur" 74 Apfel- und 56 Birnensorten beschrieben sind, aber dann wäre das Buch noch dicker. Für den Liebhaber alter Obstsorten und wegen der dort vorhandenen Merkmalslehre, ist der Farbatlas Alte Obstsorten als erstes Buch zu empfehlen, wer das Sortenspektrum um modene Sorten erweitern möchte und etwas Vorbildung hat, ist mit diesem Buch aber mindestens ebenso gut beraten.
Eine Leseprobe gibt es auf der Seite des Ulmer-Verlags.
Weitere Rezensionen zu Obstsortenbüchern:
Farbatlas Alte Obstsorten
Rosenapfel und Goldparmäne
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Wenn ich nicht schon 2-3 alte Bestimmungsbücher hätte wäre dieses glaube genau das Richtige für mich.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende
Claudia