Montag, 23. Dezember 2013
Terra Preta Topfversuch mit Kopfsalat - Vergleich unterschiedlicher Erdmischungen: Ergebnis am 15.11.2013 (nach knapp 3 Monaten)
Ich habe unter anderem Gartenerde, eigenen (noch nicht ganz reifen) Terra Preta Kompost und ein kommerzielles Terra Preta Substrat verglichen. Zu den genauen Zusammensetzungen siehe weiter unten und in meinem Artikel über den Beginn des Experiments.
In die teilweise in der Mikrowelle sterilisierten Erdmischungen habe ich mehrere Kopfsalatsamen eingesät und nach einigen Wochen dann in jedem nur die kräftigste Pflanze stehen lassen. Die Pflanzen haben regelmäßig genug Wasser bekommen. Später mag es eine gewisse Verschattung gegeben haben, die das Ergebnis beeinflusst haben könnte - zu diesem Zeitpunkt waren die Ergebnisse aber schon recht deutlich und es hat sich in der Tendenz nicht mehr viel geändert.
Hier einmal ein Bild der ganzen Versuchsanordnung vor der Ernte. Die Blätter habe ich über der Wurzel abgeschnitten und Brutto, also inklusive etwas gelblicher Blätter, gewogen.
1. Gartenerde (GE): 3 Gramm
2. Sterilisierte Gartenerde (GE st.): 5 Gramm
3. Palaterra2 (P2) - die kommerzielle Terra Preta: 83 Gramm
4. Palaterra2 sterilisiert (P2 st.): 103 Gramm
5. Palaterra2 sterilisiert + Gartenerde (P2 st. + GE), 3 Teile GE auf 1 Teil P2: 12 Gramm
6. Palaterra + Gartenerde (P2 + GE) nach demselben Mischungsverhältnis: 22 Gramm
7. Gartenerde + Holzkohle (GE + HK), Verhältnis 3:1, Holzkohle ungemahlen: 8 Gramm
8. Sand + Palaterra2 (Sand + P2), Verhältnis 3:1: 19 Gramm
9. Terra Preta (TP) aus eigener Kompostierung, leider war der Kompost noch nicht ganz durch, entsprechend ist das Substrat noch nicht so toll wie gewünscht: 43 Gramm
10. Terra Preta sterilisiert (TP st.), natürlich wieder aus eigener Kompostierung: 41 Gramm
11. Terra Preta sterilisiert + Terra Preta (TP st. +TP), hier ist die Deckschicht aus sterilisierter Terra Preta, damit weniger Unkraut keimt: 22 Gramm
12. Tera Preta + Holzkohle (TP + HK), Verhältnis 3:1: 27 Gramm
Zusammenfassung: Das beste Ergebnis hat wie erwartet das kommerzielle Produkt Pallaterra2, was ich vorrangig auf den hohen Nährstoff- und Humusgehalt zurückführen würde. Die Mikroorganismen scheinen entweder die Mikrowellenbehandlung zu mögen, oder sie haben keine großen Auswirkungen, im direkten Vergleich zwischen dem reinen Substrat (83 Gramm) und dem sterilisierten Substrat (103 Gramm) liegt jedenfalls sogar die sterilisierte Erde vorne.
Wiederum wenig überraschend folgt die eigene Terra Preta mit einem eventuell etwas geringerem Nährstoffgehalt, gröberer Kohle und weniger Faseranteil. Sterilisert oder nicht spielt hier keine große Rolle (41/43 Gramm), der Topf mit einer Deckschicht sterilisierter TP dürfte wohl mit 22 Gramm als Ausreißer nach unten zu werten sein, der auf die Pflanze oder die heterogene Erde zurückzuführen sein dürfte.
Mischungen aus Palaterra2 und Sand bzw. Gartenerde belegen mit ca. 20 Gramm das Mittelfeld, was jetzt wegen der enthaltenen Nährstoffe wenig überrascht. Terra Preta mit mehr unbehandelter Holzkohle liegt mit 27 Gramm in einem ähnlichen Bereich. Leider habe ich es versäumt einen Topf mit Terra Preta und Gartenerde zu machen, so dass dort der Vergleich fehlt.
Das Schlusslicht bildet unsere eigentlich recht gute Gartenerde mit mickrigen 3-8 Gramm, wobei die 8 Gramm der Topf mit Holzkohlezusatz sind. Möglicherweise spielt auch die schlechte Bodenerwärmung so spät im Jahr schon eine Rolle. Die Gartenerde ist heller als die übrigen Substratmischungen.
Insgesamt ist der Versuch mit nur je einem Topf und nur einer Pflanze nicht sonderlich wissenschaftlich oder repräsentativ. Eine gewisse Tendenz lässt sich aber trotzdem feststellen. Die Wasserversorgung durch regelmäßiges Gießen macht die Ergebnisse mit einem Freilandanbau nicht vergleichbar. Ich werde die Töpfe mit dem vorhandenen Substrat mit einer anderen Kultur weiter verwenden und sehen, wie die Entwicklung ist. Auch die jeweilige Pflanze hat ja ihre eigenen Ansprüche. Der Plan ist, die Töpfe ins Haus zu holen und Chilis darin zu ziehen.
Mit Bildern aller 12 Töpfe verschone ich euch mal...
Dann doch lieber ein Foto der weiteren Verwendung der Versuchspflanzen:
Freitag, 20. September 2013
Terra Preta Topfversuch mit Kopfsalat - Vergleich unterschiedlicher Erdmischungen: Stand nach 4 Tagen
Schon länger wollte ich vergleichende Topfversuche machen, habe mich aber nie aufraffen können. Nun hat mir die Palaterra GmbH & Co. KG zwei Säcke ihres kommerziellen Terra-Preta-Substrats Palaterra®2 zu Testzwecken zukommen lassen. Die Firma wirbt speziell auch mit den enthaltenen Mikroorganismen und Pilzen. Zeit, einmal deren Bedeutung zu testen und einen Vergleich mit meinem Self-Made-Produkt anzustellen.
Als Vergleichskultur habe ich Kopfsalat gewählt, weil er rasch keimt und ich die Hoffnung habe, noch in diesem Jahr Köpfe zu ernten, die ich dann vergleichswiegen kann. Am 18.8.2013 habe ich die Töpfe gefüllt und am nächsten Tag jeweils etliche Kopfsalatsamen gesät. Es waren nicht gleichmäßig viele, so dass die Keimquote nicht aussagekräftig ausgewertet werden kann. Eine Tendenz kann man aber vielleicht schon ablesen. Gleich nach dem Säen hat es außerdem kräftig geregnet, so dass auch das Verschlämmen der Oberfläche einen unterschiedlichen Einfluss gehabt haben kann. Sterilisiert habe ich die Erde soweit angegeben in der Mikrowelle, um die Bodenorganismen und etwaige Unkrautsamen abzutöten.
Die Töpfe im Einzelnen, Fotos vom 23.8.2013 mit den ersten Keimlingen:
1. Gartenerde (GE)
2. Sterilisierte Gartenerde (GE st.)
3. Palaterra2 (P2)- die kommerzielle Terra Preta, laut Hersteller ein "Bodenaktivator", Pflanzerde wäre eigentlich Palaterra1, die mir aber leider nicht zur Verfügung gestellt wurde. Der Beschreibung und Anwendungsempfehlung nach, kann der Unterschied aber nicht so ganz groß sein. Auffällig an dem Substrat war, dass es im Freien sofort angefangen hat an der Oberfläche zu schimmeln.
4. Palaterra2 sterilisiert (P2 st.) - trotz Sterilisierung fängt auch dieses Substrat an zu schimmeln, man sieht die weißlichen Brocken.
5. Palaterra2 sterilisiert + Gartenerde (P2 st. + GE), 3 Teile GE auf 1 Teil P2. Das entspricht der Anleitung für das Mischungsverhältnis in Pflanzlocherde bei Gehölzpflanzungen. Das Foto habe ich irgendwie vergessen, optisch unterscheidet es sich aber nicht von
6. Palaterra + Gartenerde (P2 + GE) nach demselben Mischungsverhältnis.
7. Gartenerde + Holzkohle (GE + HK), Verhältnis 3:1, Holzkohle ungemahlen.
8. Sand + Palaterra2 (Sand + P2), Verhältnis 3:1
9. Terra Preta (TP) aus eigener Kompostierung, leider war der Kompost noch nicht ganz durch, entsprechend ist das Substrat noch nicht so toll wie gewünscht.
10. Terra Preta sterilisiert (TP st.), natürlich wieder aus eigener Kompostierung. Mir taten die Asseln, Regenwürmer und sonstigen Bodenbewohner leid, die dabei in der Mikrowelle gebrutzelt werden mussten (ich konnte nicht alle raussammeln).
11. Terra Preta sterilisiert + Terra Preta (TP st. +TP), hier ist die Deckschicht aus sterilisierter Terra Preta, damit weniger Unkraut keimt.
12. Tera Preta + Holzkohle (TP + HK), Verhältnis 3:1, Terra Preta mit einer Extraportion Holzkohle
13. Terra Preta + Gartenerde (TP + GE), Verhältnis 1:1
Dann dürfen wir mal auf die Ergebnisse gespannt sein, dazu mehr im nächsten Post zum Thema. Schonmal vorweg, der Versuch wird kein völliger Reinfall.
Hier gibt es das Ergebnis!
Alle Artikel zum Thema Terra Preta gibt es hier!
Samstag, 18. August 2012
So war das nicht gedacht...
Ein englischer Rasen scheint sich aber nicht zu entwickeln, denn auf der reinen Holzkohle fangen die Grashalme doch inzwischen an manchen Stellen an zu mickern. Dennoch spricht es für die Kohle, dass darauf trotz wechselnd nasser und sehr trockener Witterung etwas wachsen kann. Die Grassamen sind natürlich reingeweht - das war kein geplantes Experiment.
Demnächst will ich noch einen neuen Kompost für die Feldabfälle anlegen, auf dem ich dann wieder Terra Preta mit der Holzkohle herstellen will. Beim Unkrautjäten im Terra-Preta-Abschnitt des Permakulturbeetes ist mir übrigens aufgefallen, dass der Boden wesentlich lockerer und trotzdem nicht trockener ist als der normale Boden. Sogar Quecken ließen sich darin gut ausjäten. Ich kann also schonmal einen positiven Aspekt bestätigen.
Sonntag, 25. März 2012
Terra Preta Nova Teil 7: Verbesserte Kohleherstellung
Die Ausbeute kam mir relativ gering vor und sobald ein kgelförmiger Gluthaufen entstanden war, brannte das Gestrüpp darauf schlecht an, weil der Luftzug recht stark gekühlt hat, gleichzeitig hat der Wind auch viel von der Asche weggetragen und durch die starke Luftzufuhr ist ein höherer Anteil vollständig verbrannt.
Diesmal habe ich daher einen neuen Ansatz gewählt und ein relativ tiefes Loch ausgehoben.
Darin habe ich dann das Feuer entfacht. Dadurch kommt kaum Wind von der Seite und die Glut des neuen Brennmaterials deckt die alte ab, so dass weniger vollständig verbrennt. Außerdem geht die Wärme nicht so stark verloren, so dass sich neues Brennmaterial besser entzündet. So kann ich schneller nachlegen. Die Luftzufuhr ist dabei kein Problem und der Funkenflug ist auch geringer.
Der Grubeneffekt lässt natürlich nach, wenn das Loch irgendwann mit Glut voll ist. Allerdings dauert das schon eine ganze Weile. Ein fast volles Loch waren ca. 100 Liter, also ein blaues Fass voll. Wenn nurnoch Glut in der Grube ist, kann man das ganze mit Wasser löschen und verhindert so das weitere Ausglühen. Vier Gießkannen à 10 Liter haben zum Löschen genügt. Natürlich ist die Kohle dann noch heiß, am nächsten Tag war sie aber genügend abgekühlt, um sie aus dem Loch zu schaufeln.
Die Kohle ist auch schon recht fein, so dass ich auf das Mahlen vielleicht doch verzichten kann. Kohle von kommerziellen Terra Preta Anbietern ist allerdings noch etwas feiner. Ich finde es sieht aber schon ganz gut aus.
So ein Feuerchen ist natürlich noch gemütlicher, wenn es dunkel ist. Es geht doch nichts über eine Wurst am Stock gegrillt.
Dummerweise kann man so ein Feuer aber schlecht versorgen, wenn man kein handliches Feuerholz griffbereit hat und den Haufen, von dem man das Gestrüpp nimmt kaum noch im Dunkeln zu erkennen ist. Ich kann ja auch nicht beim Blitzlich des Fotoapparates arbeiten. So ist jedenfalls noch viel Gestrüpp übrig geblieben, so dass ich soweit ich dazu komme nochmal ca. 200 Liter Holzkohle daraus machen können sollte.
Also abschließend gesagt, das Grubenfeuer hat sich bewährt, aber damit mehr reinpasst, wird die Grube beim nächsten Mal noch einen Spaten tiefer. Feuer machen ist aber in jedem Fall eine tolle Beschäftigung. Die Terra Preta Experimente können weitergehen.
Alle Teile der Terra Preta Artikelserie sind im ersten Artikel verlinkt.
Zum ersten Versuch der Kohleherstellung geht es hier.
Samstag, 17. Dezember 2011
Braucht Terra Preta EM (effektive Mikroorganismen)?
Darin wird mit unterschiedlichen Holzkohleanteilen gearbeitet und es werden die Verfahren Kompostierung mit Holzkohle und Fermentierung mit EM und anschließende Kompostierung verglichen. Entgegen der Vermutung vieler EM-Befürworter, war der Stickstoffverlust bei der EM-Fermentierung nicht geringer. Am Ende waren die Nährstoffverluste bei beiden Varianten gleich hoch und traten bei der Fermentierung einfach etwas später, nämlich bei der Anschlussvererdung auf. Es wurde dabei auch nicht weniger Klimaschädliches CO2 und Methan freigesetzt. Die als EM zugesetzten (teilweise anaeroben) Mikroorganismen waren nach der Vererdung nicht mehr nachzuweisen. Allerdings gab es Unterschiede in der Zusammensetzung der Mikroorganismen, die noch nicht detaillierter untersucht wurden. Die EM-Substrate hatten einen höheren Anteil Pilzkulturen.
Ein anschließender nichtrepräsentativer Anbauversuch ergab hinsichtlich der EM kein klares Bild in die eine oder andere Richtung. Ein Holzkohleanteil von 10 % wirkte sich hingegen bei einigen Kulturen positiv aus.
Die "offizielle" Zusammenfassung und die Ausführliche Studie zum Nachlesen findet ihr hier!
Weitere Artikel und Leseempfehlungen zum Thema Terra Preta auf Chaosgarten findet ihr hier!
UPDATE 01.06.2013: die nicht mehr funktionierenden Links ersetzt.
Dienstag, 2. August 2011
Terra Preta Nova Teil 6: Risiken und Nebenwirkungen
Auch bei Terra Preta gibt es eine Kehrseite der Medaille, über die ich mir ein paar Gedanken gemacht habe.
Problem 1: Der Boden wird, sofern der Kohleanteil im Boden wie erhofft stabil bleibt, nachhaltig verändert. Er wird mehr Wasser und Nährstoffe speichern. Damit ändert man die Standortbedingungen auf veränderten Flächen für einen unabsehbaren Zeitraum. Lebewesen, die auf die bisherigen Gegebenheiten, besonders auf einen nährstoffarmen und/oder trockenen Standort spezialisiert sind, werden verdrängt. Das ist kein Problem, solange es sich um ein paar Quadratmeter in einem Garten handelt. Sollte sich das Einbringen von verkohlter Biomasse in den Boden aber großflächig durchsetzen, um landwirtschaftliche Flächen aufzuwerten, oder CO2 aus der Luft zu binden, kann dies ein Problem dartellen.
Problem 2: Woher die Biomasse nehmen? Für die Anwendung von Terra Preta bzw. Biochar im größeren Maßstab, benötigt man große Mengen Biomasse, die verkohlt werden muss. Diese Biomasse muss irgendwo wachsen. Von der zu befürchtenden Plünderung der Ur- und Regenwälder mal ganz abgesehen, ist die billigste Methode der Biomasseerzeugung der landwirtschaftliche Anbau in Monokultur mit allen bekannten Problemen. Auf den Flächen wird dann statt Lebensmitteln Biomasse zur Verkohlung angebaut. Das Problem ist dasselbe, wie beim Anbau von Energiepflanzen, nur, dass die Energieausbeute geringer ist und damit noch mehr Fläche benötigt wird.
Problem 3: Verarbeitung, Transportwege! Der Transport von Biomasse und Kohle sowie die Verarbeitung zu einsatzfähigen Substraten erfordert Energie und Rohstoffe. Die Industrielle Versorgung mit Biochar stellt also selber ein Umweltproblem dar. Lösung hierfür wäre eine möglichst lokale, dezentrale Biocharerzeugung. Das Problem hierbei ist aber die Technik. Bei unprofessionellen Verkohlungsverfahren werden wesentlich mehr giftige oder klimaschädliche Gase freigesetzt, der Effiziensgrad dürfte außerdem niedriger sein.
Problem 4: Langzeitfolgen! Lässt man mal die möglichen Vorteile der Bodenveränderung durch Kohle außer Betracht, diente das EInbringen von Biochar in den Boden vorrangig der Beseitigung von CO2 aus der Athmosphäre. Man würde also letztlich Müll lagern. Die Langzeitfolgen mögen leichter abzuschätzen sein, als bei der unterirdischen Flüssigspeicherung, die Risiken müssten aber dennoch erforscht werden. Wie verhält es sich zum Beispiel mit der Anreicherung von Schwermetallen. Möglicherweise konzentrieren sich diese in der Kohle über die Zeit. Wie sind die Auswirkungen auf den Ph-Wert, wie wir das Bodenleben beeinflusst und werden neben nützlichen Bodenorganismen nicht auch Schädlinge wie Kohlhernie etc. langfristig angesiedelt, so dass ihre Bekämpfung viel aufwendiger wird? Es bedarf jedenfalls in vielen Bereichen noch umfassender Forschungsarbeit, ehe man an einen Einsatz im ganz großen Stil denken kann, wie ihn viele Visionäre und Geschäftemacher erträumen.
Problem 5: Auch im Kleinen gehen Lebensräume verloren. Wird vermehrt Biomasse verkohlt, bleibt weniger davon im Wald, im Garten, auf dem Feld etc. Dadurch gehen vielen Tieren Lebensräume verloren. Viele Insekten benötigen Totholz, aber auch Igel und Vögel fühlen sich darin wohl.
Rechtfertigung: Ich werde von meinen privaten Experimenten trotz aller Risiken vorerst nicht ablassen. Bei den Mengen, die ich verarbeite und den wenigen Quadratmetern Fläche, deren Bodenbeschaffenheit ich verändere, ist der mögliche Schaden überschaubar. Die Forschung wird sich soweit sie denn stattfindet auf den Großeinsatz beschränken. Die Umsetzung in einem Garten mit möglichst geschlossenem Stoffkreislauf dürfte kaum von Interesse sein, da sich damit kein Geld verdienen lässt. Meine unwissenschaftlichen Versuche können so zu Erfahrungen führen, die im besten Falle in Zusammenschau mit anderen Erkenntnissen eine verträgliche Anwendung im Kleinstbereich ermöglichen. Ohnehin sieht es so aus, als hätte ich bisher nur genügend Material für Topfkulturen oder Minibeete erzeugt. Nicht zu vergessen sind auch die möglichen Vorteile durch eventuelle Ersparnisse bei Dünger, torfhaltiger Pflanzerde etc., die in erster Linie den Einsatz im Garten betreffen.
Hier der Link zum ersten Teil der Terra Preta Nova Serie mit Verlinkung zu allen Teilen.
Sonntag, 5. Juni 2011
Terra Preta Nova Teil 5: Anlage des ersten Terra Preta Beetes
Aus dem gescheiterten Fermentationsexperiment hatte ich zwei blaue Tonnen voll Holzkohle-Küchenabfall-Gemisch zu verwerten. Auch wenn die Fermentation nicht geklappt hat, sind die Abfälle angegammelt und es haben sich Nährstoffe gelöst, die Kohle ist also zumindest teilweise "veredelt". Um aus der übel nach Biotonne riechenden Masse beste Schwarzerde (hoffentlich) zu machen, muss das Gemisch vererden. Dafür habe ich mich entschlossen, mein Permakulturbeet um einen Terra Preta Streifen zu erweitern. Wiederum habe ich direkt auf die unbearbeitete Wiese gemulcht, diesmal aber nicht mit Feldabfällen, sondern mit dem Inhalt der Tonnen. So haben die Abfälle direkten Bodenkontakt und werden hoffentlich schnell kompostiert. Darauf habe ich wieder einen großen Pappkarton, anders als beim letzten Mal ohne Löcher, gelegt.
Bei der Anlage des Permakulturbeetes kam es mir auf die schnelle Nutzbarkeit an, weswegen ich auf die Pappe eine Erdschicht zum direkten Bepflanzen aufgebracht habe. Diese Schicht fehlt bei der Terra Preta Erweiterung. Dort werde ich erst nach abgeschlossener Kompostierung, also hoffentlich im nächsten Frühjahr säen oder pflanzen. Der Pappkarton schirmt das durch die Mulchschicht wachsende Gras vom Licht ab, damit es abstirbt. Wenn es wie geplant läuft, habe ich unter den Resten der Pappe im nächsten Frühjahr also frischen, krautfreien Kompostboden.
Hier noch die Bilder von der Beeterweiterung:
Terra Preta Nova Teil 1: Ausgangsüberlegungen, Grundlagen (mit Links zu allen Teilen)
Freitag, 3. Juni 2011
Terra Preta Nova Teil 4: Fermentation gescheitert, nun anaerobe Verjauchung
Wie schon berichtet, habe ich versucht, Küchenabfälle in blauen Plastiktonnen mit Deckel zu fermentieren. Da nicht genug Küchenabfälle anfallen, wurden die Tonnen jeweils über mehrere Wochen befüllt. Außerdem habe ich wohl nicht fest genug zusammengedrückt, vielleicht war auch der Deckel nicht dicht genug. Woran auch immer es gelegen hat, statt des gewünschten erdigen Bouquets stellte sich ein Gestank nach Biotonne ein. Außerdem schimmelte die Oberfläche kräftig.
Vielleicht kann man es auf dem Foto nicht so gut sehen, aber das Weiße oben drauf ist jede Menge Schimmel. Ich fürchte, mit meinen Mitteln wird es schwierig, eine saubere Fermentation hinzubekommen. Vielleicht versuche ich es später nochmal, erstmal geht mir aber so langsam die Holzkohle aus. Da die Kompostierung wesentlich besser zu funktionieren scheint, und ich noch eine neue Idee hatte, wird der Fermentationsversuch erstmal bis auf weiteres auf Eis gelegt.
Eine Tonne habe ich neu befüllt und zwar mit kräftig zusammengepresstem Unkraut, dass in entsprechender Menge gerade ungenutzt auf dem Kompost lag. Jauchen enthalten ja auch einen Haufen zersetzende Mikroorganismen, warum also nicht verjauchen. Bei der Jauchebereitung ist umstritten, ob sie mit oder ohne Luftabschluss stattfinden soll. Meine Brennesseljauche stelle ich aerob her, für das Experiment habe ich nun einen anaeroben Ansatz gewählt. Dafür habe ich die Tonne nach dem Befüllen mit viereinhalb Gießkannen Wasser bis zum Rand aufgefüllt und dann gründlich mit dem Deckel verschlossen.
Der neue Plan ist, in einigen Wochen, wenn die kleineren Pflanzenteile zerfallen und das Ganze etwas zusammen gesackt ist, Kohle aufzufüllen und einige Tage bis Wochen einweichen zu lassen. Durch die Saugfähigkeit der Kohle, sollten so die gelösten Nährstoffe und die in der Brühe schwimmenden Mikroorganismen aufgenommen werden.
Nachtrag: die entstehenden Gase haben den Deckel einen Spalt aufgedrückt, insofern wird oben vielleicht ein wenig Luft rankommen, solange genügend Gas ausströmt vielleicht aber auch nicht.
Nachtrag 2: kleiner Zwischenstand von der Verjauchung.
Terra Preta Nova Teil 1: Ausgangsüberlegungen, Grundlagen (mit Verweisen auf alle weiteren Teile)
Dienstag, 24. Mai 2011
Terra Preta Nova Teil 3: Fermentation und Kompostierung
Wie bereits geschrieben, verfolge ich beide im Titel genannten Ansätze zur Herstellung meiner eigenen Terra Preta Nova. Leider habe ich bei der Dokumentation geschlampt, so dass die Ergebnisse nicht wissenschaftlich aussagekräftig sein werden. Das kompostierte, bzw. fermentierte Material ist unterschiedlich und ich kann auch nicht genau sagen, wieviel Holzkohle ich jeweils beigemischt habe. Das Material ist in beiden Fällen schichtweise aufgebracht.
Für die Fermentation verwende ich Küchenabfälle, die eimerweise im blaue Fässer, die mir mein Nachbar freundlicherweise geliehen hat, gefüllt werden. Die Deckel scheinen aber nicht völlig luftdicht, oder die Abfälle sind nicht komprimiert genug, außerdem muss der Deckel zum Befüllen geöffnet werden. Ich hoffe dennoch auf weitgehend anaerobe Verhältnisse in den Tonnen. Die Erste ist bereits voll.
Für die Kompostierung habe ich keine frischen Küchenabfälle verwendet, da diese ja in die Tonnen wandern. Stattdessen habe ich abgelagerte, teilweise angerottete Abfälle, auch Gartenabfälle mit gröberer Struktur verwendet und abwechselnd mit der Kohle in den schwarzen Schnellkomposter, den ich bei meinen Großeltern ergattern konnte, geschichtet. Gelegentlich wird der Kompost mit etwas Regenwasser oder Brennesseljauche angefeuchtet.
Terra Preta Nova Teil 1: Ausgangsüberlegungen, Grundlagen (mit Links zu allen weiteren Teilen)
Terra Preta Nova Teil 2: Die Kohleherstellung
Terra Preta Nova Teil 4: Fermentation gescheitert, anaerobe Verjauchung
Terra Preta Nova Teil 2: Die Kohleherstellung
Für die Herstellung meiner eigenen Terra Preta Nova (Neue Schwarzerde) benötige ich Holzkohle (muss nicht zwingend Holz sein, daher häufig der begriff Biochar) in nicht zu geringen Mengen. Die Grillkohle, die man in jedem Baumarkt bekommt, ist dafür wenig geeignet. Mal ganz abgesehen vom hohen Preis, sind die Stücke viel zu groß und ich kann auch eine Behandlung mit Chemikalien nicht völlig ausschließen. Über die Sollgröße der Kohlebrocken herrscht Uneinigkeit, zu groß sollte sie aber wohl nicht sein. Ich habe beschlossen, es nicht zu genau zu nehmen und auf eine natürlich Zerkleinerung der Kohlestücke durch Witterung, Wurzeln und Bodenbearbeitung zu setzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tupi im südamerikanischen Regenwald ihre Holzkohle fein gemahlen haben.
Da ich keine Ahnung vom und keine Geduld für die Errichtung eines Hohlemeilers und im Übrigen auch nicht genug Material hatte, musste ich mir anders behelfen. Auf dem Grundstück fallen etwas größere Mengen Buschholz von Baum-, Strauch- und Heckenschnitt an. Davon habe ich ein schönes Lagerfeuer gemacht. Sobald ich alles verbrannt hatte, habe ich den beachtlichen Gluthaufen schaufelweise in einer mit Wasser gefüllten Zinkwanne abgelöscht. Schon hier zeigte sich das hohe Volumen und Wasserspeichervermögen der Kohle, ich musste das Wasser nämlich mehrfach erneuern. Das die verbrannten Äste überwiegend dünn waren, sind die Glutstücke entsprechend klein. Beim Ablöschen ist die Kohle durch die abrupte Temperaturschwankung gesprungen und so nochmal etwas kleiner geworden.
Ich habe keine Ahnung, wie die Eigenschaften meiner Kohle im Vergleich zu anderen Herstellungsmethoden sind, sie ist aber leicht und porös, so dass ich nicht alles falsch gemacht zu haben scheine. Die Ausbeute war garnicht mal so schlecht. Ich habe insgesamt ca. 100-150 Liter grobkörnige Holzkohle gewonnen.
Terra Preta Nova Teil 1: Ausgangsüberlegungen, Grundlagen (mit Links zu allen weiteren Teilen)
Terra Preta Nova Teil 1: Ausgangsüberlegungen, Grundlagen
Wie auch immer die Terra Preta entstanden sind, sie hat einige Vorzüge, weswegen inzwischen versucht wird, sie "nachzubauen". Die Vorteile könnten im hohen Kohleanteil liegen. Die stark poröse Struktur der Kohle bedeutet eine große Oberfläche und damit ein hohes Speichervermögen für Wasser und möglicherweise auch für Nährstoffe und Mikroorganismen. Die Verdunklung des Bodens fördert außerdem die Erwärmumg durch Sonneneinstrahlung. Dadurch, dass die Holzkohle über sehr lange Zeit (bis zu mehrere tausend Jahre, wenn man den Berichten über die archäologischen Befunde trauen kann) stabil bleibt, wird außerde viel Kohlenstoff langfristig gebunden, was mögliche Chancen für die Klimasteuerung bedeutet.
Die Wirkung der Holzkohle im Boden muss nicht zwangsläufig für alle Bodenarten die Selbe sein, gerade fruchtbare Böden profitieren vielleicht garnicht.
Für die Erzeugung guter "Nachbauten" der Terra Preta scheint es noch kein Patentrezept zu geben. Klar ist, dass in irgendeiner Weise Kohle in den Boden eingebracht werden muss. Menge und Art der Kohle, sowie sonstige Verfahrensschritte sind hingegen weniger klar.
Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sowohl die Stabilität der Kohle im Boden, als auch die Wirkung auf das Pflanzenwachstum vom verkohlten Ausgangsmaterial und dem Verkohlungsverfahren abhängen. Auch reagieren unterschiedliche Pflanzen unterschiedlich auf unterschiedliche Kohlenstoffkonzentrationen im Boden.
Die Ausgebrachte Kohle unterscheidet sich aber auch nach der Art ihrer "Veredelung". Der naheliegende Ansatz, einfach zerkleinerte Kohle in den Boden einzuarbeiten, könnte zu einer Bindung der Bodennährstoffe führen und damit zu einer Hemmung des Pflanzenwachstums führen, bis die Kohle gesättigt ist. Zumindest erscheint ein solcher Effekt nicht fernliegend, wenn die unterstellten Speichereigenschaften der Kohle zutreffen sind.
Daher wird die Kohle meist in irgendeiner Form mit Nährstoffen und häufig auch mit Mikroorganismen angereichert. Die gebräuchlichsten Methoden scheinen die Kompostierung und die Fermentation mit organischen Abfällen zu sein. Die dabei freigesetzten Nährstoffe sollen in der Kohle gebunden werden und die an der Zersetzung beteiligten Mikroorganismen sollen die Kohle besiedeln und zu einem gesunden Bodenleben beitragen.
Mir scheint die Kompostierung dabei der näherliegende Ansatz zu sein, da dabei ein natürliches Gleichgewicht an Bodenorganismen beteiligt ist. Bei der Fermentation sind vorwiegend anaerobe Organismen am Werk, die im Boden zu großen Teilen nicht überleben können. Außerdem könnte die produzierte Milchsäure zu einer Versäuerung des Bodens führen.
Anzumerken ist außerdem, dass vielfach so genannten "Effektive Mirkoorganismen" zur Optimierung der Zersetzungsprozesse und Besiedelung der Kohle eingesetzt werden. Diese kurz EM genannte Mixtur aus vorwiegend Milchsäurebakterien hat eine regelrecht kultische Verehrung erfahren und soll in allen Lebenslagen alles gut machen können. Entsprechend skeptisch stehe ich der Sache gegenüber, zumal es kein belastbares, bzw. widersprüchliches Material zum Nutzen von EM gibt. Viele Anwendungsbereiche gehören eher in die esoterische Ecke, manches mag aber auch einen gewissen Nutzen haben. Fest steht bisher wohl nur, dass es nicht schadet. Nützen tut es eindeutig den Verkäufern dieser Mixtur, die eigentlich nur ein aufgepimpter Sauerkrautsaft ist.
Ich habe mich entschlossen, auf sehr unwissenschaftliche Weise mal ein paar Anwendungsversuche zu starten. Dabei werde ich selbst hergestellte Kohle sowohl kompostiert, als auch mit Abfällen fermentiert einsetzen.
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Terra Preta Nova Teil 7: Verbesserte Kohleherstellung
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10 Terra Preta Antworten von Prof. Dr. Bruno Glaser
Terra Preta kommentierte Leseempfehlung: "Wundererde" im Test (Zeit Online)