Mittwoch, 4. Januar 2017

Obstbaumpflanzung mit Unkrautvlies zum Freihalten der Baumscheibe

Für den möglichst raschen Aufwuchs kleiner Obstbäume ist es sehr förderlich, wenn die Baumscheibe von konkurrierenden Wurzeln frei gehalten wird. Bei den kleinwüchsigen Obstbäumen im Erwerbsobstbau gilt das also eigentlich immer, bei Halb- und Hochstämmen im Garten spielt es ab einer gewissen Baumgröße keine große Rolle mehr.

Sehr kleine Bäumchen können im hohen Gras auch einfach verloren gehen, regelrecht erstickt werden oder sie fallen wegen ihrer schlechten Sichtbarkeit der Mähmaschine zum Opfer (leider schon einige Male passiert).

Im konventionellen Erwerbsobstbau wird die Baumscheibe, also der Bereich um den Baum, durch regelmäßiges Spritzen mit einem Totalherbizid wie z.B. Roundup (Glyphosat) frei gehalten, bzw. das Unkraut regelmäßig vernichtet.

Alternativ kann man die Baumscheibe mit unterschiedlichen, wasserdurchlässigen Materialien abdecken. Als Mulchmaterial ausprobiert habe ich z.B. schon Pappkarton, Eichenlaub und Holzhäcksel, beliebt ist auch Grasschnitt oder Rindenmulch. Die Mulchschicht wird zumindest auf unserem Marschboden relativ schnell von Gräsern durchwachsen. Auf trockeneren Böden mag das besser funktionieren. Auf jeden Fall muss der Mulch regelmäßig erneuert werden, was auch wieder mit Arbeit und eventuell auch mit Kosten verbunden ist.

Die Alternative ist Unkrautvlies, das ich auch schon ausprobiert habe. Das relativ dünne schwarze Kunststoffvlies, dass ich bisher verwendet habe ist relativ steif und passt sich schlecht der Bodenkontur an und erzeug damit Falten, in denen sich Mäuse sehr wohl zu fühlen scheinen, entsprechend haben sie auch teilweise schon Löcher reingefressen.

Auch die Befestigung ist ein Problem, denn bei uns weht es manchmal recht doll und so sind schon einige Vliesstücke unter den Beerensträuchern weggeflogen. Auch wegen dem besseren UV-Schutz wird meist empfohlen, das Vlies mit Kies oder Rindenmulch abzudecken. Dann fliegt es natürlich auch nicht mehr so leicht weg, aber Rindenmulch muss erneuert werden und bildet Humus über dem Vlies, worauf dann Unkraut wächst, was das Vlies mit den Wurzeln durchstößt...
Kies ist teuer und ich finde er hat im Nutzgarten nichts zu suchen, der fliegt dann nur immer da rum, wo man gerade Graben möchte...

Zufällig habe ich noch ca. 30-50 kleine Obstbäumchen in Töpfen stehen, die dringend gepflanzt werden müssen (wer Lust hat zu helfen, kann sich gerne melden) und zufällig hat mich der Onlineshop www.TopUnkrautvlies.com gefragt, ob ich nicht ihr Vlies testen und darüber berichten möchte. So ist kurz vor Weihnachten eine große Rolle mit 90 Quadratmetern 200 g/qm-Unkrautvlies bei mir eingetroffen. Das ist die richtig schwere Qualität, denn das Vlies soll ohne weitere Abdeckung möglichst 10 Jahre halten. Zum Vergleich, mein altes Vlies hatte glaube ich 80 g/qm.
90 qm Unkrautvlies 200 g/qm
Das Vlies ist etwas gräulicher, als auf dem Foto zu sehen und fühlt sich ungefähr an wie Bastelfilz (eventuell eine preiswerte Alternative dazu). Der Quadratmeter Vlies kostet in dieser Qualität 1,90 €. Verpackt war es in einem dünnen schwarzen Vlies, das für das Gemüsebeet völlig ausreichen dürfte, also durchaus sinnvoll verwendbar und damit praktisch abfallfrei.

Das Vlies lässt sich mit einer normalen Haushaltsschere recht gut schneiden, ich habe durch Umklappen einfach ein ungefähr quadratisches Stück abgemessen.
Unkrautvlies mit der Schere schneiden
Zum Bäume pflanzen benötigt man außerdem:
Werkzeug: Spaten, eventuell Hacke, Harke, Vorschlaghammer, Schere, Gartenschere, Schubkarre, Gießkanne, Blechschere/Drahtschere
Verbrauchsmaterial: Baum, Pfahl, Stammschutzdraht, Wühlmausschutzdraht, Band zum anbinden (ich nehme in diesem Fall Werbeschlüsselbänder), Erde (muss nicht unkrautsamenfrei sein), Gießwasser (2-3 Kannen à 10 Liter), Erdnägel aus Plastik oder Aluminium (einen Stahlnagel möchte man nicht in die Mähmaschine bekommen).
Material Obstbaumpflanzung
Zunächst befreit man die Fläche etwas größer als das Vlies oberflächlich vom Bewuchs und gräbt dann ein Pflanzloch mit ca. 3 Spatenbreiten im Quadrat und zwei Spaten tief gelockert.
Pflanzfläche mit Pflanzloch
Mit etwas zusätzlicher, lockerer Erde füllt man das Pflanzloch ungefähr so weit auf, bis der Baum von der Wurzellänge her gut passt, dann legt man den Wühlmausdraht hinein (in diesem Fall nicht optimal, weil der Draht die falschen Maße hat). Am besten arbeitet man nun zu zweit: Einer hält den Baum, der andere schüttet die Erde an. Gut angießen, Pfahl daneben einschlagen und Stammschutz am Pfahl befestigen. Fläche mit der Harke einebnen. Obstbaum angegossen
Nun schneidet man das Vlies entweder von einer Seite ein oder macht ein passendes Kreuz in der Mitte und legt es um den Stamm und den Pfahl. Das Vlies saugt sich sehr gut mit Wasser voll, was bei dem sehr starken Wind gerade sehr nützlich war. So liegt es auch gut am Boden an.
In den Ecken sticht man mit der Schere oder einem Messer ein kleines Loch und drückt jeweils einen Erdnagel hinein, damit das Vlies nicht wegfliegen kann und damit die Seiten möglichst plan liegen und das Vlies beim drum herum mähen nicht ins Messer der Mähmaschine oder des Rasenmähers gerät. Ich habe das Vlies seitlich eingeschnitten und es dann überlappend übereinander gezogen und mit einem Erdnagel verbunden.
Unkrautvlies Obstbaum befestigt
Da der Boden nun sehr weich ist, sollte man das Vlies nur leicht andrücken, aber nicht drauftreten, wie ich es gemacht habe, sonst gibt es ein paar mehr Falten.
Beim nächsten Baum sieht das bestimmt schon noch schicker aus.

Der Onlineshop, der mir das Vlies gestellt hat, führt leider kein Befestigungsmaterial. Ich hatte die Plastikerdnägel noch von einem schrottigen Minifolientunnel übrig, im Internet bekommt man 100 Stück davon für ca. 10 €, was dann also für 20 Bäume reichen würde.

Der Baum ist eine Birne der Sorte "Sommerbürgermeister" auf Sämlingsunterlage. Die Sorte konnte auch dank unserer Hilfe im vergangenen Jahr wiederentdeckt und verifiziert werden.